Vom Karteikasten zur drittgrößten Stammzellenspenderdatei Deutschlands

19. August 2015 von Cornelia Kellermann

Beitragsbild Geschichte der AKB

Seit 1989 gibt es die Aktion Knochenmarkspende Bayern. Mittlerweile ist sie eine der drei großen Dateien für Stammzellenspender in Deutschland. Der Auftrag ist seit Beginn unverändert: Leben Retten!

Grundstein für die AKB war der mittlerweile berühmte Karteikasten des Klinikums Großhadern. Dort befanden sich Adressen von Blutspendern und man spekulierte darauf, dass diese Blutspender bereit wären, Knochenmark zu spenden.

„Machen Sie da mal was draus…“. Mit diesen Worten bekam Dr. Knabe als junger Assistenzarzt in Großhadern den Karteikasten überreicht und gemeinsam mit einigen anderen Studenten machte er das daraus, was heute die Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) ist.

Am 1. Juli 1989 wurde der erste Knochenmarkspender in die Datei des Transfusionszentrums am Klinikum Großhadern aufgenommen. Drei Jahre später waren bereits fast 2.000 neue Spender registriert. Im Dezember 1993 wurde die Aktion Knochenmarkspende Bayern dann offiziell gegründet – kurz nachdem im gleichen Jahr die erste Knochenmarkspende eines AKB Spenders transplantiert werden konnte. Der Verein etablierte sich und hatte schon bald Bedarf an eigenen Büroräumen. So wurde die erste Geschäftsstelle in Krailling eröffnet. Als Büro diente der Kellerraum bei Dr. Knabes Schwiegereltern. Für den Anfang musste das genügen!

Schon ein Jahr später, am 17. Juli 1995 übernahm Barbara Stamm, damals Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit, die Schirmherrschaft. Bis heute ist sie die Schirmherrin der AKB. Im Oktober 1995 folgte ein weiterer Meilenstein: In der so genannten Frankenaktion wurden bei der Suche nach einem Spender für einen kleinen Jungen, 16.000 neue Spender an sechs verschiedenen Orten in Franken aufgenommen. Damals kostete die Typisierung eines Spenders 100 DM. Für die Studenten Hans Knabe, Werner Pfannes und Thomas Kellner waren plötzlich Kosten in Höhe von 1,6 Millionen DM entstanden, die durch Geldspenden finanziert werden mussten. Ein sehr mutiges Unterfangen, das die Spenderdatei schlagartig vergrößerte.

Studenten und Ehrenamtliche konnten die Arbeit bald nicht mehr allein stemmen und die erste Mitarbeiterin, Bianca Müller, wurde fest angestellt. Und auch der Kellerraum reichte bald nicht mehr aus. Die AKB zog nun in die Pionierkaserne in Krailling, in seine erste offizielle Geschäftsstelle. Während 1998 bereits über 100.000 Knochenmarkspender in der Datei der AKB registriert waren startete im gleichen Jahr auch die erste und allgemeine öffentliche Nabelschnurblutbank Bayerns. Dieser „verrückte“ Plan, Nabelschnurblutzellen, die in den Kliniken nach der Entbindung weggeworfen werden zu sammeln, zu spenden, zu untersuchen und für die Transplantation von Leukämiepatienten einzulagern, war in Bayern neu und bedurfte vieler Genehmigungen. Es dauerte zwei Jahre bis im Jahr 2000 die erste Transplantation von Stammzellen aus Nabelschnurblut gemeinsam mit der Poliklinik der LMU München durchgeführt werden konnte. Es waren die Nabelschnurblutzellen eines Geschwisterbabys für sein älteres Brüderchen. Die Transplantation war erfolgreich und schon drei Jahre später fanden die ersten drei unverwandten Stammzelltransplantationen mit Nabelschnurblutzellen statt

Seit 2005 ist die Aktion Knochenmarkspende Bayern e.V. eine Stiftung. Diese Rechtsform gibt eine höhere Rechtssicherheit und ermöglicht Zustiftungen. Und auch die öffentliche Anerkennung wuchs:  1998 Verleihung der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste an den 1. Vorsitzenden der AKB, Prof. Dr. Hans-Jochem Kolb durch die Staatsministerin und Schirmherrin der AKB – Frau Barbara Stamm. Ende 2000 erhielt Dr. Knabe selbst die Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste durch Staatsministerin Barbara Stamm verliehen und im Jahre 2008 sogar das Bundesverdienstkreuz.

Jahr für Jahr wächst die Datenbank der AKB, gemeinsam mit der Zahl an Patienten, die dank der vielen Spender erfolgreich behandelt werden können. Was mit einigen jungen und visionären Medizinstudenten und einer Handvoll Blutspender begann, ist heute die drittgrößte Stammzellspenderdatei Deutschlands.