Thon Monika (Periphere Blutstammzellenspende, Juli 2019)

Leukämie, mit diesem Thema war ich zum ersten Mal vor gut über dreißig Jahren konfrontiert. Damals starb mein Onkel, der Bruder meines Vaters. Jakob war ein netter und kinderlieber Onkel und Vater von zwei kleinen Buben. Mein Papa hatte für ihn Knochenmark gespendet und mein Onkel war trotzdem gestorben! Auch mein Vater sagte später oft, er hätte immer noch körperliche Probleme aufgrund der Spende. Ja, das hatte sich bei mir im Alter von knapp 11 Jahren eingeprägt.

Als ich dann als junge Frau die Möglichkeit hatte, bei einer Typisierungsaktion teilzunehmen, war ich ehrlich gesagt zu feige, weil ich dachte: Ich bin ja noch jung. Ich will Kinder. Vielleicht habe ich dann nach einer Spende auch große körperliche Probleme. Ich schob es aber dann nach außen auf mein zu geringes Körpergewicht und dachte: „Na irgendwann lässt du dich schon mal typisieren.“

Los ließ mich dieses Thema nie. Immer wieder las ich in der Zeitung, dass irgendwo eine Typisierungsaktion stattfindet. Ich hatte es auch irgendwann fest vor, aber irgendwas passte immer nicht: Zeitpunkt, Ort oder war es doch noch meine Angst vor Folgeerscheinungen nach einer Spende?

Im März dieses Jahres las ich wieder in der Zeitung: Typisierungsaktion für ein türkisches Mädchen in Dachau. Ich weiß leider ihren Namen nicht mehr, aber diesmal wußte ich: „Da muss ich hin!“ Keine bessere Chance würde sich mir mehr bieten. Mit 43 Jahren, die ich nun mittlerweile bin, war es höchste Eisenbahn und die Typisierungsaktion war unweit meiner Arbeitsstelle. Perfekt!
Und eines war klar, nun war ich soweit – ohne Angst, sondern mit dem festen Entschluss zu helfen, wenn man mich den ließe.

Ja und man ließ mich. Nur knapp drei Monate später kam eine Mail der AKB, dass ich als Stammzellenspender in Frage käme. Irgendwie überzog es mich mit einem sonderbaren Gefühl.
„Echt, kann das sein? Ich habe mich doch erst vor kurzem registriert. Vielleicht doch eine Fake-Mail.
Nein, das war es nicht. Nun folgten Telefongespräche, Blutabnahme und Warten in der Annahme, dass ich wahrscheinlich doch nicht der richtige Spender bin.

Doch mein Blut war das Richtige. Und irgendwie war ich stolz, dass ich nun innerhalb dieser kurzen Zeit in der ich typisiert war, die Möglichkeit erhalte, jemand das Leben zu retten.

Meine Familie und auch Kollegen fragten mich, ob ich das wirklich tun möchte, für jemand den ich nicht kenne - man wüsste ja schließlich nicht, was das für Nebenwirkungen hätte.
„Ja – auf jeden Fall“ - Jetzt musste ich nicht darüber nachdenken, ich hatte mich an dem Tag der Typisierung dazu entschieden und dafür hatte ich ja lange genug gebraucht.

Nun folgte die Voruntersuchung und das Aufklärungsgespräch mit allmöglichen Nebenwirkungen der Spritzen die man sich die vier Tage vorher als Stimulierung spritzen muss, wenn wie bei mir die periphere Blutstammzellspende (Apherese) durchgeführt wird. Man wurde darauf hingewiesen, dass man ab jetzt auch das Leben des Empfängers in der Hand hielte, da das eigene Knochenmark des Patienten mit Chemo abgetötet wird.
Den genauen Wortlaut weiß ich leider nicht mehr, für mich war nur entscheidend: Sie sind in den nächsten Tagen nicht nur für sich verantwortlich, sondern auch für das Leben des Empfängers“

Am Tag der 1. Spritze war ich zugegebenermaßen etwas nervös. Sich selber eine Spritze setzen – erst mal eine Überwindung, aber dann dachte ich – das muss ein Diabetiker ständig tun – also kann ich das auch.
Ich wartete also auf die in dem Vorgespräch angekündigten Nebenwirkungen – Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Knochenschmerzen.
Doch mir ging es wirklich gut – zwischendrin mal ein Ziehen im Rücken und etwas Beinschmerzen, am letzten Tag vor der Spende etwas Kopfschmerzen – aber nichts was ich nicht aushalten konnte, noch dazu hatte ich ja auch von der BSB Schmerztabletten bekommen, die ich hätte nehmen können.
Ich hatte ein bisschen Bammel, dass ich nicht genug Stammzellen gebildet hatte, nachdem ich ja von der Veränderung in meinem Körper kaum was spürte.

Am 22. Juli - Tag der Spende war ich eigentlich ganz ruhig – hatte ich doch die Spritzen auch gut vertragen. Das was mich nervös machte waren die Baustellen auf der Fahrt und damit verbunden, dass ich zu spät kommen würde; wo ich doch eigentlich pünktlich um 8:00 Uhr da sein sollte!
Egal – endlich angekommen, wartete schon Herr Dr. Hahn am Eingang und es erfolgte eine nochmalige Blutabnahme um zu sehen ob ich genügend Stammzellen gebildet hatte. Ja hatte ich!

Nach einer langen Suche nach einer Vene an meinem linken Arm gings los. Am rechten Arm lief das Blut aus meinem Körper, in einer Maschine wurden die Stammzellen rausgefiltert und am linken Arm wieder zurückgeleitet - zumindest für mich als Laie so einfach ausgedrückt. Das ganze unter ständiger Überwachung von Herrn Dr. Hahn und Frau Dr. Kretschmer. Zu keiner Zeit fühlte ich mich unsicher!
Ich durfte in der Zeit Fernsehen – damit die Zeit verging. Zwischendurch lugte ich immer auf den Monitor und auf das langsam sich mehrende Transplantat. In der letzten Phase der Entnahme wurde dann noch Plasma abgesammelt – das ging im Gegensatz zur Stammzellenspende sehr schnell. Insgesamt dauerte es knapp 4 Stunden und ich hatte ca. 600 ml Transplantat abgegeben – so ein Bisschen – damit man ein Menschenleben retten kann!

Nach der Spende war ich ein bisschen wackelig auf den Füßen, aber eine Cola und eine Schnitzelsemmel später gings mir schon wieder gut. Auch jetzt zwei Wochen später – habe und hatte ich keine Probleme – außer ein paar blauen Flecken erinnert nichts mehr an die Stammzellenspende – aber in mir – bleibt der Stolz und die Hoffnung einem kranken Menschen geholfen zu haben oder doch zumindest ihm Hoffnung gegeben zu haben und die Erkenntnis, auch wenn man sich erst spät typisiert es doch schnell gehen kann, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.

Im Endeffekt weiß ich, dass es nicht jedem Spender so gut geht wie mir, aber im Gegensatz zu dem was leukämiekranke Menschen aushalten müssen – ist das echt ein Klacks!

Deshalb lasst euch typisieren und Angst vor der Stammzellenspende/Knochenmarkspende ist echt unbegründet!

Danke an das gesamte BSB Team – super Organisation von A-Z und Menschen mit Herz und Verstand!

Liebe Grüße

M. Thon

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