Stefan (Periphere Blutstammzellspende, Januar 2024)
Servus zusammen,
anders als viele der Spenderinnen und Spender, die hier berichten, hatte ich bei meiner Typisierung gedacht: Hoffentlich komme ich NIE dran … das ist die kleine Geschichte dazu, und warum gerade das kein Grund ist, nicht mitzumachen. Wem sie zu lang zum lesen ist, kann direkt zum letzten Absatz springen – den aber bitte unbedingt lesen!
Genau weiß ich nicht einmal mehr, wann ich mich typisieren ließ. Wohl irgendwann um das Jahr 2009 herum. Eher widerwillig folgte ich meiner damaligen Partnerin zu einer Typisierungsaktion – denn ich gebe zu: Nadeln sind nicht so mein Favorit. Und soweit ich mich erinnere, lief das damals nicht mit Stäbchen ab. Täusche ich mich, weil es schon so lang her ist? So oder so kam mir damals der Gedanke nicht so schön vor, für eine Spende noch weitreichender „angezapft“ zu werden ...
Natürlich hätte ich mich einfach besser informieren sollen. Unbedarft bin ich damals jenem Fehler aufgesessen, den wahrscheinlich auch heute noch so einige machen: Ich hatte gedacht, es geht ans Rückenmark … heute weiß ich natürlich, dass das Unsinn ist. Nun gut, es war, wie es war, und die AKB-Typisierung damals hatte ich also überstanden. Danach kam … nichts. Und ich war froh.
Doch gut 15 Jahre (!) später, im Mai 2023 war es dann doch noch so weit. Die AKB ist (wieder) in mein Leben getreten. Und natürlich hieß es erst mal wieder: Nadeln. Die Blutprobe zur genauen Bestimmung des Matches sowie zu meinen Gesundheitsdaten war fällig. Schön war, dass ich das in meiner vertrauten Hausarztpraxis erledigen konnte. Und natürlich war es wie immer nur im Kopf zuvor ein Problem. Schnell war klar, dass ich als Spender in Frage käme. Und danach kam … nichts.
Im August habe ich erfahren, dass die Reservierung aufgehoben ist. Zitat aus der Mail der AKB: „Dies kann entweder bedeuten, dass noch keine Entscheidung über den geeigneten Spender gefallen ist, oder dass die Situation des Patienten zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Transplantation zulässt.“ Ganz ehrlich? Ich war wieder froh.
Bis zum nächsten Kontakt dauerte es nicht so lang: Mitte November kam die Nachricht, dass es nun doch losgehen könne. Mitte Dezember fand die große Voruntersuchung statt, weitere Nadeln inklusive. Aber das Team vor Ort war sehr nett und hat mich und die beiden ebenfalls an diesem Tag untersuchten Spender top betreut und aufgeklärt. Und es ist ein Check, wie man ihn sonst nicht einfach so erhält, und gratis dazu, doch das nur am Rande.
Wenige Tage später kam das finale grüne Licht, alles passe, ich könne ohne Gefährdung meiner eigenen Gesundheit spenden. Daran schloss der schwierigste Teil an: Das nervöse Warten auf meine Mobilisierung. Denn ich war für eine periphere Stammzellenspende vorgesehen, also ohne Punktierung des Beckenknochens (und natürlich ganz ohne Rückenmark!). Das heißt zwar, dass ein Tag bei der AKB reicht und dass kein Klinikaufenthalt und keine Vollnarkose nötig sind; es heißt aber auch – und wer bis hierher gelesen hat, ahnt es – jede Menge: (selbst zu setzende) Nadeln.
Anfang Januar musste ich mir zweimal am Tag für vier Tage und dann nochmals am Morgen vor der Spende selbst das Medikament in die Haut am Bauch spritzen, das dafür sorgte, dass Stammzellen in den Blutkreislauf ausgeschüttet wurden. Es war schon jedes Mal eine Überwindung. Immerhin waren die häufig auftretenden Nebenwirkungen – Kopf- und Gliederschmerzen, Krankheitsgefühl etc. – bei mir nur schwach. Die ausgehändigten Schmerzmittel habe ich kaum gebraucht.
Am 8. Januar 2024 war es so weit – der Tag der Spende. Aufstehen um kurz vor 6, und erst mal: der letzte selbst durchgeführte Stich. Etwas Frühstück, Abholung durch die AKB, und dann ging es zunächst Schlag auf Schlag. Zwei kurze Nadelstiche später hing ich also an der Apherese-Maschine und sah mein Blut im dünnen Schlauch von links nach rechts zirkulieren – für wenige Minuten, denn schon schnell war die eigene Filmauswahl am Monitor interessanter.
Noch während des ersten Films war klar: Wir werden Zeit brauchen. „Mein“ Empfänger benötigte viele Stammzellen, und ich würde die übliche maximale Spendenzeit von fünf Stunden voll ausreizen. Beim daher nötigen Toilettengang zwischendurch war es etwas merkwürdig, die Arme wieder ausstrecken zu dürfen – und gleichzeitig nicht ganz abzuwinkeln. Da waren ja noch die Schläuche in den Venen … aber kein Problem, zurück zum Film.
Zweiter Film. Es dauert. Mitten im zweiten Film meinte Dr. Hahn, der mich an dem Tag allein auf dem Stuhl liegen hatte und wirklich total nett und super umsorgt hat (DANKE nochmal auch für gute Gespräche!): „Wir schaffen es nicht ganz in den fünf Stunden.“ Nochmal antanzen am Tag darauf, oder Augen zu und durch …? Durchziehen! Sehr froh war ich, dass mich meine Frau abholte – sie war wegen der längeren Spendenzeit zu früh, und die Unterhaltung mit ihr nach dem zweiten Film war eine gute Ablenkung. So ging auch die halbe Stunde Extra-Zeit ruckzuck vorbei.
Und dann ging es wieder ganz schnell: Weg mit den kleinen Schläuchen, kurz durchatmen, etwas wackelig auf die Beine kommen, kleines Nachsorgegespräch – die Werte meiner „großen“ Untersuchung hatten wir während der Spende besprochen – und schon saß ich wieder im Wagen und wurde von meiner Frau nach Hause gefahren. Und ich war richtig froh!
Froh, dass es vorbei war? Natürlich. Froh, dass es nur vorher und nur in Gedanken unangenehm war? Selbstverständlich auch. Froh, jemand zumindest die Chance auf eine Chance geben zu können? Auf jeden Fall. Denn das ist mein Fazit: Selbst ohne große Motivation, selbst mit einem mulmigen Gefühl vor Nadeln, selbst mit unruhigen Nächten vor dem großen Tag – es war im Grunde keine große Sache für mich, es ist wirklich easy auszuhalten. Man muss kein besonders motivierter Spender sein, um es zu schaffen. Solange die Voraussetzungen stimmen, kann es jeder. Wirklich JEDER! Wann lässt Du Dich typisieren?
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