Stammzellspender Christian Scherm und der geheilte Empfänger Hans Beer

Einige Gedanken des Stammzellspenders, Christian Scherm:

Als ich die erste Mail bezüglich der Anforderung für eine Stammzellenspende am 10.09.2016 erhielt, habe ich mich gefreut, war aber auch gleichzeitig aufgeregt. Am gleichen Tag konnte ich mit einer Mitarbeiterin telefonieren. Es wurde sofort ein Termin zur Blutabnahme vereinbart, um meine Werte noch einmal ganz genau zu überprüfen.
Am 06.10.2016 habe ich dann erfahren, dass meine Merkmale perfekt passen und die Transplantationsklinik den 09.11.2016 als Spendetermin vorgeschlagen hat. Mich hat das sehr gefreut und ich habe ohne zu zögern zugesagt, da es für mich selbstverständlich ist zu helfen. Vor allem mit dem Wissen, dass man jemandem damit das Weiterleben ermöglichen kann.
Am 20.10.2016 bin ich dann das erste Mal nach Gauting zur konkreten Voruntersuchung gefahren. Hier habe ich sofort gemerkt, dass man mit offenen Armen empfangen und alles dafür getan wird, dass man sich wohl fühlt. Ungefähr eine Woche später habe ich dann die finale Freigabe erhalten, dass der Spende am 09.11.2016 nichts mehr im Weg steht.
In der Zeit bis zur Spende bin ich bei allen Dingen extrem vorsichtig gewesen und wollte keine Risiken eingehen, da mir bewusst war, dass alles Einfluss auf den Spendeempfänger haben könnte und er das Ganze dann vielleicht nicht überlebt.
Am 05.11.2016 ging es dann los mit den ersten Spritzen, um meine Stammzellen auf die Spende vorzubereiten. In diesem fünf Tagen, an denen ich mir die Spritzen verabreichen musste, ging es mir von Tag zu Tag etwas schlechter, da mit dem Mittel in den Spritzen der Körper dazu angeregt wird, neue Zellen zu bilden. Dadurch entstehen Symptome ähnlich wie bei einer Grippe. Das war nicht wirklich angenehm, aber bei dem Gedanken an den Spendeempfänger ziemlich schnell vergessen. Denn im Vergleich zu dem, was der Empfänger durch macht, ist das gar nichts, dachte ich.
Dann war es so weit. Da ich von Nürnberg nach Gauting eine etwas weitere Anreise hatte und die Stammzellenentnahme früh morgens durchgeführt werden sollte, hat mir die AKB angeboten, in ihrem Appartement zu übernachten, welches vor Ort im gleichen Gebäude ist. Ich bin dann am Abend vor dem Spendetag mit dem Zug von Nürnberg nach Gauting gefahren und habe in dem gemütlichen Appartement geschlafen. Früh am Spendetag war ich dann schon ziemlich aufgeregt. Aber auch hier wurde sich wieder sehr fürsorglich um mich gekümmert und mir fast jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Die Spende selbst war sehr entspannt und die Zeit ging schnell rum. Sofort ging es mir bzgl. meiner Grippesymptome besser und ich wurde zeitig wieder entlassen.
Nach zwei Jahren habe ich dann im November 2018 von der AKB einen Brief erhalten, dass ich nun mit dem Empfänger in Kontakt treten könne, sofern ich das überhaupt möchte. Ich habe sofort zugesagt.
Es hat nicht lange gedauert bis ich eine herzergreifende E-Mail von meinem Spendeempfänger erhalten habe. Als ich die Mail gelesen habe, standen mir die Tränen in den Augen. Ihm geht es gut und er hat es durch meine Spende geschafft zu überleben. Da die Wurzeln meines Empfänger auch in Nürnberg/Erlangen lagen und er noch immer ein paar mal im Jahr Verwandte besuchen kommt, haben wir uns für Juni 2019 zum Kennenlernen verabredet.
Es war ein toller Abend mit dem Spender und seiner Familie. Es ist unbeschreiblich schön zu sehen, was man mit einer kleinen Spende erreichen und einer Person das Leben retten kann. Unbeschreiblich! Würde ich jederzeit wieder machen!

Einige Gedanken des Stammzellempfängers, Hans Beer:
Im April 2016 hatte ich beim Ersteigen eines Hügels für mich bis dato nicht gekannte Probleme, indem ich mehrfach kurz Verschnaufen musste. Beim Hausarzt wurden als Grund für das veränderte Blutbild zunächst innere Blutungen vermutet, jedoch bestätigten mehrfache ambulante und stationäre Magen- und Darmspiegelungen diese Vermutung nicht. Erst ein Besuch beim Hämatologen ergab die Diagnose: Leukämie AML und ich wurde sogleich zur Behandlung in die Universitätsmedizin Göttingen eingewiesen. Die erste Chemotherapie brachte nicht den erwünschten Erfolg, sodass als Alternative eine Transfusion mit kompatiblen Fremd-Stammzellen vorgeschlagen und ich zunächst wieder nach Hause entlassen wurde. Mein großes Glück war, dass bereits innerhalb von zwei Wochen ein geeigneter Stammzellenspender gefunden wurde, sodass ich nach einer weiteren Chemotherapie mit anschließender Stammzellenübertragung im Dezember 2016 das Klinikum verlassen konnte, seitdem wieder zu Hause und inzwischen praktisch wieder vollkommen alltagstauglich bin, sodass ich meinen Hobbies Gartenarbeit, Schwimmen und Wandern ohne Einschränkungen nachgehen kann. Die einzigen Veränderungen gegenüber früher sind partielle Depigmentierungen an Haut und Haaren (mehr rote statt bräunliche Gesichtshaut; weiße Pigmentflecken an Armen und Beinen; helle statt schwarzer Haare an den Unterarmen) - diese stellen jedoch keine echten Probleme dar. Da sich meine Blutwerte wieder normalisiert haben, finden die regelmäßigen Kontrollen an der Uni-Klinik mittlerweile nur mehr alle 6 Monate statt - ab 2020 voraussichtlich nur mehr einmal pro Jahr.
Meinen "Lebensretter" Herrn Scherm und seine Frau, die in Erlangen wohnen, habe ich im Juni dieses Jahres kennengelernt und wir waren natürlich vor allem über den glücklichen Ausgang seiner Stammzellenspende hocherfreut. Dazu trugen auch einige nicht alltägliche "Zufälligkeiten" bei, wie z. B. die Tatsachen, dass ich als bayerischer Landsmann mein Studium in Erlangen absolviert habe, meine Frau gebürtige Erlangerin und Grundschullehrerin ist - wie Frau Scherm.

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